Zusammen mit anderen Bochumer Vereinen, Initiativen und Organisationen aus den Bereichen Soziales, Wohnen und Flüchtlingsarbeit hat der Treffpunkt Asyl Bochum einen offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und Sozialdezernentin Britta Anger verfasst. Darin drücken wir unsere große Sorge um die Situation in den Bochumer Not- und Sammelunterkünften für Wohnungslose und Geflüchtete aus. Wir fordern von der Stadt konkrete Maßnahmen, um die untergebrachten Menschen besser vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen.
„Aus unserer eigenen Arbeit kennen wir die schwierigen und beengten Lebensverhältnisse in den Bochumer Unterkünften genau“, schreiben die 14 Vereine, Netzwerke und Initiativen. Unter ihnen sind der bodo e.V., der Kinder- und Jugendring, die Medizinische Flüchtlingshilfe, die IFAK und PLANB. Unterzeichnet ist der Brief außerdem vom Initiativkreis Flüchtlingsarbeit, in dem sich mehr als 40 Bochumer Organisationen zusammengeschlossen haben. „Unser Eindruck ist, dass bisher nicht genug getan wird, um die untergebrachten Menschen angemessen vor Ansteckung zu schützen und eine Verbreitung des Coronavirus in den Unterkünften zu verhindern“, heißt es in dem offenen Brief weiter.
Gemeinsam fordern die Organisationen acht Maßnahmen, um die die Unterbringungssituation zeitnah und substanziell zu verbessern, „damit notwendige Abstands- und Hygieneregeln überhaupt eingehalten werden können“. Notwendig sei die „konsequente und weitreichende Reduzierung der Belegungsdichte“ durch die Anmietung zusätzlicher Wohnungen und ggf. Hotel- und Herbergskapazitäten. Außerdem müsse die Stadt zeitnah einen runden Tisch einberufen, an dem sich die zuständigen Ämter mit den Trägern der Unterkünfte und der Sozialarbeit über die konkreten Schritte austauschen können. Weiter fordert das Bündnis ein umfassendes Corona-Screening für die Beschäftigten und die untergebrachten Menschen, mehr Unterstützung und eine Erhöhung des Personalschlüssels, um den besonderen Herausforderungen gerecht werden zu können.
Unterstützt werden die Forderungen von weiteren Teilen der Bochumer Zivilgesellschaft, darunter Amnesty International Bochum, der Bahnhof Langendreer, die Grünen und Die Linke, sowie der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bochum-Hamme Klaus Amoneit.
Massive Corona-Infektionen in Sammelunterkünften sind zuletzt aus anderen Städten öffentlich geworden, darunter St. Augustin und Ellwangen. Dort haben sich bis zu zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Virus angesteckt. „Dass in den Bochumer Unterkünften noch keine Corona-Infektionsfälle bekannt geworden sind, beruhigt uns nicht“, schreiben die Bochumer Organisationen. „Nach unserem Wissen werden aktuell keine systematischen Tests unter den Bewohner*innen und den Beschäftigten durchgeführt, um verlässliche Daten zu gewinnen und Infektionen frühzeitig zu erkennen.“