Wir von Treffpunkt Asyl Bochum sind entsetzt und fassungslos über die Abschiebung von 19 Albaner*innen aus Bochum. Am 03.05. fand laut Informationen der WAZ die Abschiebung aus Bochum statt, gegen die wir entschieden protestieren. Im Vergleich zur Anzahl monatlicher Abschiebungen in den letzten Jahren stellt diese Sammelabschiebung einen immensen Anstieg dar. Wir fragen uns, ob die Stadt Bochum mit dieser Sammelabschiebung eine neue Strategie hinsichtlich Abschiebungen einläutet.
Die Stadt Bochum verteidigt in der kurzen Meldung der WAZ die Abschiebung und auch den dazugehörigen Polizeieinsatz: Laut Stadtsprecher Thomas Sprenger handele es sich bei der Abschiebung um eine „Abschiebemaßnahme des Landes. Unsere Ausländerbehörde war dann mit dabei.“ Zusätzlich äußert sich Frank Lemanis von der Polizei in Bochum im Artikel und erklärt, dass die Polizei „in größerer Anzahl vertreten“ war. Ergänzt werden diese Äußerungen von der WAZ durch einen Verweis auf die Ereignisse in Ellwangen. In Ellwangen hatten sich geflüchtete Menschen gegen die Abschiebung eines Bewohners der Erstaufnahmeeinrichtung gestellt. Seit Wochen wird in der bundespolitischen Debatte dieser Akt des Widerstandes gegen das Abschieberegime rassistisch umgedeutet. Als Reaktion auf den Artikel hat ein Mitglied von Treffpunkt Asyl einen Leserbrief geschrieben, den wir hiermit ungekürzt veröffentlichen:
Leser*innenbrief, gekürzt erschienen in der WAZ:
Deutschland möchte Grundwerte an Schulen vermitteln – Grotesk
Nachts überfallartig in die Wohnungen einzudringen (in Unterkünfte, ohne anzuklopfen), die Familien im Schlaf zu überraschen, die Handys abzunehmen, die Väter mitunter in Handschellen, die Nachbarn in der Unterkunft voller Angst und gleichzeitig Erleichterung (da sie nicht betroffen sind), mitunter Deportation in unmenschliche Lebensumstände (Internierungshaft, Folter, psychische Gewalt, ausgegrenzte Minderheit ohne Zugang zum Bildungssystem, …) Das ist das Horrorszenario, dass unsere neuen Mitmenschen hier in Bochum, NRW, Deutschland ertragen müssen: Die ständige Angst vor Abschiebung – auch nach Jahren.
E. (18 Jahre alt, aus Armenien) würde gerne Krankenschwester werden, wir brauchen sie. Die Kinder der abgeschobenen Albaner*innen sind mitunter an deutschen Gymnasien, hoch motiviert. Schade Bochum, NRW, Deutschland – Chance und Potentiale nicht erkannt. Das sind mitunter Freunde, die sich einen Platz zum Leben erträumt haben, und wir können uns noch nicht einmal verabschieden. Willkommenskultur – Integrationskultur – Verabschiedungskultur: Note 6. Ich schäme mich so sehr und bin zudem völlig frustriert.
Eine Antwort auf „19 Albaner*innen aus Bochum abgeschoben“