Samstag 14 Uhr Demo in Düsseldorf: Keine Abschiebung nach Afghanistan!

Gemeinsame Anreise ab Bochum Hbf mit RE 11:55 Uhr, Treffpunkt 11:30 Uhr.

Einladung des Bündnis „Nedaje Afghan – Afghanischer Aufschrei Düsseldorf“ bei Facebook

Presseeinladung für Sa, den 22.10.2016 um 14 Uhr zur Kundgebung:
„Keine Abschiebungen nach Afghanistan“ (Grabbeplatz / Altstadt)
– Hunderte Teilnehmende aus ganz NRW erwartet

Anlass ist die Anfang Oktober auf der Brüsseler Afghanistan Konferenz abgeschlossene „Gemeinsame Erklärung“ der EU mit der afghanischen Regierung. Diese soll in den kommenden vier Jahren ca. 15 Milliarden Euro Entwicklungshilfegelder erhalten und im Gegenzug bis zu 80.000 Afghaner_innen aus Europa zurücknehmen (40.000 allein aus der Bundesrepublik Deutschland).

Der Pressesprecher des Bündnisses, Herr Nabie Gorbani, rechnet mit rund eintausend betroffenen Kundgebungsteilnehmer_innen aus ganz NRW. Er führt an: „Die Furcht vor einer Rückkehr in einen akuten Kriegszustand, in welchem derzeit immernoch tausende Zivilist_innen sterben müssen und es keine Rechtstaatlichkeit gibt, lässt uns keine andere Möglichkeit als für unser Recht auf Leben auf die Straßen zu gehen.“

Bundesweit werden Samstag tausende afghanische Geflüchtete und Unterstützer_innen ihren Protest gegen die Rückführungspläne der Bundesregierung auf die Straßen tragen (u. a. auch in Berlin, Hamburg und Stuttgart).

Rückfragen bitte an: Dafghanischer-aufschrei@riseup.net
Bündnis „Nedaje Afghan – Afghanischer Aufschrei Düsseldorf“, 20.10.2016

Hintergrundinformationen gibt es u. a. hier:
http://www.deutschlandfunk.de/afghanistan-konferenz-diese-fluechtlinge-sind-auch-unsere.720.de.html?dram%3Aarticle_id=367719
https://edrisjoya.wordpress.com/2016/10/11/warum-afghanistan-nicht-sicher-ist/
http://www.br.de/nachrichten/rueckfuehrung-fluechtlinge-afghanistan-100.html
http://www.tagesspiegel.de/politik/geberkonferenz-afghanistan-bekommt-15-2-milliarden-dollar-hilfe/14646766.html

Bildquelle: Facebook

Bochumer Oberbürgermeisterin Scholz fordert Verzicht auf Einzelfallprüfungen und Durchsetzung von Familientrennungen

In einem jetzt bekannt gewordenen Brief an NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft fordert die Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) gemeinsam mit anderen BürgermeisterInnen und Landräten aus dem Ruhrgebiet die Abschaffung von Einzelfallprüfungen vor Abschiebungen bei besonders diskriminierten Minderheiten, Alten und Kranken. Flüchtlinge sollen auch dann abgeschoben werden, wenn dadurch Familien auseinandergerissen werden, heißt es in dem Schreiben, auf das die Bochumer Linksfraktion aufmerksam machte:

Wir erwarten jedoch vom Land, dass die Vorraussetzungen, bestandskräftig abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückzuführen, nicht unnötig und auf dem Verwaltungswege für Nordrhein-Westfalen erschwert wird.

Nicht nur nicht hilfreich, sondern geradezu kontraproduktiv sind Erlasse, die darauf abzielen, im Nachgang zu bestandskräftig festgestellten Ausreiseverpflichtungen noch einmal in Einzelfallprüfungen einzutreten und Familienverbünde nicht auseinanderzuziehen. (S. z.B. Erlasse vom 22.12.2014 15-39.13.09-3-14-404(2603) und 21.09.2010 15-39.13.09-5-10/128)

Dazu nimmt der Flüchtlingsrat NRW wie folgt Stellung:

[…] Der erstgenannte Erlass soll an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden. Er weist auf die schwierigen Lebensbedingungen von Angehörigen der Volksgruppen der Roma, Ashkali und Ägypter bei ihrer Rückkehr in den Kosovo, in die Republiken Albanien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro und Serbien hin und fordert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ausländerbehörden dazu auf, bei besonders schutzbedürftigen Personen eine sorgfältige Einzelfallprüfung vorzunehmen, um unzumutbare Härten zu vermeiden. […] Der Erlass weist im Grunde nur auf die sowieso gegebene gesetzliche Verpflichtung der Ausländerbehörden hin, vor einer Abschiebung die rechtlichen und tatsächlichen Vollstreckungshindernisse zu prüfen. Erkrankungen und familiäre Bindungen können solche Hindernisse bei der Vollstreckung einer Abschiebung sein und müssen demnach Berücksichtigung finden,  denn natürlich haben auch abgelehnte Asylsuchende Rechte, die ihnen zustehen. […]
Erstaunlich ist zudem, dass andere Bundesländer Ende letzten Jahres die Kommunen nicht nur aufgefordert haben, ihre Arbeit bei den oben genannten Volksgruppen sorgfältig durchzuführen, sondern noch einen Schritt weiter gingen und Winterabschiebestopps erließen. Daher kann der von den Oberbürgermeistern und Landräten genannte Erlass der NRW-Regierung sogar bereits als abgeschwächt angesehen werden. […]

Darüber hinaus kritisiert der Flüchtlingsrat die im Brief vorgenommene Unterscheidung zwischen „guten“ Kriegsflüchtlingen und „schlechten“ sogenannten „Armutszuwanderern“. Berichte von Organisationen wie Pro Asyl zu Bulgarien  oder Amnesty International zu Rumänien zeigen überdeutlich, dass die genannten Länder derzeit nicht in der Lage sind, Flüchtlinge oder eigene Minderheiten wie etwa Roma angemessen unterzubringen und ihnen Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen sowie Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Die von den Unterzeichnern des Briefs vorgenommene Vermischung zwischen EU-Binnenmigration und Asyl lässt die Forderung, zulasten der „schlechten“ Flüchtlinge oder Migranten Plätze für „gute“ Flüchtlinge „freizuziehen“, zusätzlich unsachlich und irreführend erscheinen.

Die Ausdrucksweise der Oberbürgermeister und Landräte erweckt schnell den Eindruck, dass hier eine Unterscheidung in ‚gute‘ und ‚schlechte‘ Flüchtlinge vorgenommen wird und legt die Frage nahe, ob diese Unterscheidung Folgen für das ihnen entgegengebrachte Maß an Fairness und Freundlichkeit oder die Form der Unterbringung hat. Es handelt sich bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen, nach Ansicht des Flüchtlingsrates NRW e.V., jedoch nicht nur um eine rechtliche „Verpflichtung“, sondern auch um eine humanitäre Verantwortung, die es zu übernehmen gilt.

Wenig hilfreich ist es zudem, in dem gemeinsamen Brief, der das Thema Flüchtlinge, deren Unterbringung und Rückführung behandelt, zusätzlich die EU-Binnenmigration ins Spiel zu bringen. Auch im öffentlichen Diskurs werden diese Themengebiete gern verwechselt und fördern nicht selten Ressentiments in der Bevölkerung.

Auch Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau hat den Brief mitgezeichnet und zog sich damit prompt den Beifall der rechtsextremen Onlineplattform DortmundEcho auf sich. „Die unterzeichnenden OberbürgermeisterInnen und Landräte machen sich zu Vertreter von Nützlichkeitslogik und Inhumanität und zum Sprachrohr von RassistInnen und Nazis“, kommentiert Refugees Welcome Dortmund zutreffend.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wies den Vorschlag laut Informationen der studentischen Zeitung akduell zurück. In dem Antwortschreiben heißt es:

Nach meiner Überzeugung sollte der Entscheidung über die Rückführung aus humanitären Gründen in bestimmten problematischen Konstellationen bei besonders schutzbedürftigen Personen eine sorgfältige Einzelfallprüfung vorausgehen. […] Die Erlasslage zielt in diesen Fällen in Übereinstimmung mit dem Ausländerrecht auf einen sensiblen Ausgleich des staatlichen Rückführungsinteresses und den individuellen Belangen ausreisepflichtiger Personen. Diese Aspekte sollten auch in der aktuellen Situation nicht aus dem Blick geraten.

Dortmund: Sitzblockade verhindert Abschiebung

Dortmund: Abschiebung verhindert

Wir dokumentieren hier im Wortlaut die Pressemitteilung einer Gruppe von Unterstützern eines pakistanischen Flüchtlings, der im Rahmen der Dublin-Veordnung aus Dortmund nach Italien abgeschoben werden sollte.

Sitzblockade verhindert Abschiebung

Durch eine Sitzblockade haben heute in den frühen Morgenstunden rund 50 Aktivisten die Abschiebung eines Flüchtlings aus Dortmund verhindert. Der 23-jährige Pakistani sollte vom Düsseldorfer Flughafen aus nach Italien überstellt werden, da er über Italien nach Deutschland geflohen ist und die Dublin III-Verordnung besagt, dass der Staat, der die Einreise in das „Dublingebiet“ nicht verhindert hat für die Durchführung des Asylverfahrens zuständig ist. Bei den „Dublin-Staaten“ handelt es sich um alle 28 EU-Mitgliedstaaten, die Schweiz, Norwegen und Island.

In Italien droht dem Flüchtling, wie vielen anderen Flüchtlingen auch, ein Leben in Elend und Obdachlosigkeit. Mittelmeerstaaten müssen durch diese Verordnung mehr Flüchtlinge aufnehmen und die betroffenen Menschen werden ungeachtet ihrer ohnehin schwierigen Situation hin und her geschoben. Die Versorgung geflüchteter Menschen in Italien wird von unterschiedlichen Menschenrechtsorganisationen schon seit geraumer Zeit kritisiert. So lebte auch der Mann, mit dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sitzblockade solidarisieren, drei Monate obdachlos in einem Park, was ihn schließlich dazu brachte, weiter nach Deutschland zu fliehen. Angesichts der schlechten Lebensbedingungen, die ihn erwarten, haben die Aktivistinnen und Aktivisten beschlossen, sich am Morgen seiner Abschiebung vor der Unterkunft zusammenzufinden und die Abschaffung der Dublin III-Verordnung zu fordern.

Ursprünglich ist der von den Unterstützerinnen und Unterstützern in Schutz genommene Mann aus Pakistan vor den Taliban geflohen. Er sieht für sich in diesem Land keine Zukunftsperspektive, denn auch innerhalb des Landes erscheinen ihm Fluchtmöglichkeiten entgegen den Aussagen der deutschen Behörden aussichtslos. Es gibt jedoch laut der UnterstützerInnen-Gruppe keinen triftigen Grund, seine Flucht für „unberechtigt“ zu halten oder ihn zu kriminalisieren. Sie unterstützen diesen Mann darum in seinem Wunsch, in Deutschland zu leben.  Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern darüber hinaus für alle Betroffenen dieser restriktiven Gesetzgebung:

Alle bleiben hier – Abschiebungen stoppen!“

Pressespiegel:

Abschiebung – Möglichkeiten und Grenzen der Verhinderung einer unmenschlichen Praxis

Einladung zu Vortrag & Diskussion: Mittwoch, 11. Februar 2015 – 18 Uhr – Bahnhof Langendreer (Raum 6)

Die Abschiebungspraxis deutscher Behörden ist für viele Asylsuchende traumatisierend. MitarbeiterInnen der Polizei und der Ausländerbehörden kommen, teilweise unangekündigt, nachts oder in den frühen Morgenstunden in die Flüchtlingsunterkünfte oder Wohnungen, um die Betroffenen zum Flughafen zu bringen. Diese haben meist nur eine halbe Stunde Zeit, um auszuwählen, was sie mitnehmen möchten. Dabei darf ihr Gepäck höchstens 20 kg pro Person betragen. Die Möglichkeit, sich von FreundInnen und Verwandten zu verabschieden oder einen Rechtsanwalt zu kontaktieren gibt es meist nicht. Insbesondere für Kinder sind solche Szenarien traumatisierend. Viele Organisationen und Initiativen kritisieren Abschiebungen deshalb als unwürdige und inhumane Praxis und auch in der Zivilgesellschaft regt sich zunehmend Widerstand. Dennoch wurden im Jahr 2013 insgesamt 10.198 Menschen aus Deutschland abgeschoben, ein Drittel mehr als noch im Vorjahr 2012.

Wir – der Treffpunkt Asyl, die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum, die Amnesty-Hochschulgruppe-Bochum, das Netzwerk Wohlfahrtstraße und der Bahnhof Langendreer – möchten das Thema Abschiebung genauer beleuchten und klären, was eine Abschiebung ist, wie sie abläuft, warum Flüchtlinge abgeschoben werden und welche Formen der Abschiebungsverhinderung es gibt. Dazu laden wir den Referenten Heinz Drucks, Vorstandsmitglied des Flüchtlingsrates NRW e.V. und die Rechtsanwältin Heike Geisweid zu einem Gespräch über die Möglichkeiten und Grenzen von Abschiebungsverhinderung ein. Ebenfalls anwesend sein wird ein Mitglied einer Gruppe aus Osnabrück, die bereits zahlreiche Abschiebungen erfolgreich verhindern konnte. Auch über Osnabrück hinaus wird es Berichte von den Erfahrungen bereits bestehender Bündnisse aus anderen Städten hören.

Ziel der Veranstaltung ist u.a. die Schaffung eines Bündnisses von lokalen Unterstützungsstrukturen für von Abschiebungen bedrohte Menschen.

Alle an dem Thema interessierten Einzelpersonen und Initiativen, die sich bereits aktiv gegen Abschiebungen engagieren oder dies anstreben, können am Mittwoch, den 11.02.2015 um 18:00 Uhr zum Bahnhof Langendreer (Raum 6) kommen und mit uns diskutieren.

Lesung: Blackbox Abschiebung

Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember lädt der Initiativkreis Flüchtlingsarbeit Bochum zu einer Lesung in die Christuskirche ein. Der Düsseldorfer Autor Miltiadis Oulios stellt aus seinem bei Suhrkamp erschienenen Buch „Blackbox Abschiebung“ Geschichten und Bilder von Menschen vor, die auf der Suche nach Schutz und einer Lebensperspektive gerne in Deutschland geblieben wären. Beleuchtet wird auch, welche Politik zur gegenwärtigen Abschiebepraxis führt und wie diese überwunden werden kann. Im Rahmenprogramm gibt es Musik und Tanz von WorldBeatClub e.V.. Dieser Verein bringt Flüchtlinge und Einheimische bei kulturellen Aktivitäten zusammen. Die im Initiativkreis zusammengeschlossenen Organisationen und Gruppen werden sich in Form einer Kontaktbörse mit Infoständen vorstellen. Interessierte, die sich gerne freiwillig für Flüchtlinge engagieren möchten, können hier unkompliziert Kontakt aufnehmen. Beginn ist 19 Uhr, der Eintritt ist frei. „Lesung: Blackbox Abschiebung“ weiterlesen