Redebeitrag von Refugees aus den Bochumer Unterkünften

Als erstes möchten wir uns bei der Bochumer Bevölkerung dafür bedanken, dass sie uns aufgenommen haben und uns für ihre Unterstützung bedanken. Weiterhin wollen wir noch einmal auf die Ereignisse in der Kölner Sylvester Nacht eingehen. Was dort passiert ist, berührt uns sehr und wir möchten betonen, dass die Geschehnisse auch uns sehr verletzten und wir möchten uns ausdrücklich von den Taten distanzieren.

Wir wünschen uns eine würdevolle Behandlung in Deutschland, darum möchten wir auf ein paar Punkte aufmerksam machen: Wir sind in einer Turnhalle in Bochum untergebracht. Unsere Unterbringungssituation ist nicht erträglich. Die sanitäre Ausstattung ist nicht ausreichend: Es gibt undichte Rohre in der Unterkunft, die aus den Toilettenanlagen führen. Das Camp riecht stark nach übernutzten Toiletten. Darüberhinaus gibt es zum Beispiel nicht genügend Toilettenpapier. In dieser Situation können sich Krankheiten schnell verbreiten.

Das Fehlen der Privatsphäre ist eine sehr starke Belastung. Es sind sehr viele Menschen  mit unterschiedlichen Gewohnheiten auf engstem Raum. Manche wollen früher und andere wollen später schlafen. Allein die Lautstärke, aufgrund der hohen Personenzahl ist eine starke Belastung. Es gibt keinerlei Rückzugsmöglichkeiten. Wir beobachten bei uns in der Unterkunft seelische Erkrankungen, Schlafstörungen, Nervosität.

Fast alle Syrier hier sind traumatisiert. Es gibt ein Bewohner der jeden Abend abends aus Verzweiflung laut weint. Er hat seine Familie und sein gesamtes Hab und Gut verloren. Er ist 24 Jahre alt. Er sagt: „Ich habe alles zurück gelassen und werde jetzt hier so schlecht behandelt. Wäre ich in Syrien geblieben, dann hätte ich mit meiner Familie wenigstens im Tod den Frieden gefunden.

Von unserem Geld wird ein Teil einbehalten und wir können nicht entscheiden was wir Essen. Viele haben Probleme mit dem Essen. Zum Frühstück und abends gibt es immer dasselbe. Viele essen deswegen nicht in der Einrichtung, sondern draußen und haben am Monatsende Engpässe.

Das Geld reicht nicht zum Leben aus. Hygieneartikel müssen wir auch selber kaufen. Uns steht nur ein sehr kleiner Betrag zur Verfügung, davon müssen wir alles zahlen, zum Beispiel um öffentliche Verkehrmittel nutzen zu können.

Wir werden von Camp zu Camp geschickt, ohne hinreichend über unsere Situation informiert zu werden. Die meisten syrischen Flüchtlinge die in Syrien Familie haben, wollen schnellstmöglich ihren Status klären um ihre Familien zu holen. Ein Hauptproblem ist die Ungewissheit  über ihre Situation.

Wir wollen in normale Zimmer, in normalen Wohnungen, mit normaler Ausstattung. Wir wünschen uns mehr Selbstbestimmung, angefangen beim Essen. Wir haben alle Träume und wissen nicht wie es mit unserem Leben weiter geht. Wir empfinden die Unterbringung als seelische Folter, als wären wir politische Gefangene.

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